Kunsthändler der Avantgarde
De
 | 

Künstlerverträge

Vertretung
„Ich habe eine Reihe Verträge mit Künstlern. Den einen gegenüber garantiere ich ein Mindest-Einkommen, ich bin dann nur mit einem größeren Nutzen an ihren Malereien, Aquarellen und graphischen Arbeiten beteiligt; den anderen gegenüber garantiere ich keinen Betrag, ich bin dann nur mit einer kleineren Provision beteiligt,“ so Flechtheim zu seinen Vorgehen bei Künstler- oder Vertretungsverträgen. Der Kunsthändler strebte hier zumeist den Generalvertretungsvertrag an, der zumeist auch Vereinbarungen zu Mindestpreisen für die Kunstwerke enthielt. Der Galerist agierte also in der Regel als Kommissionär und behielt eine Provision als seine finanzielle Beteiligung am Verkauf ein. Die Höhe seines Verdienstes hing u.a. davon ab, ob er dem Künstler ein regelmäßiges Einkommen garantierte.

Kommission
Beim Kommissionsverkauf übernahm Alfred Flechtheim Kunstwerke ohne eigenen Kapitaleinsatz und verkaufte sie für den Künstler im Namen seiner Galerie. Es sind einige Jahre zu investieren, ehe ein vorher unbekannter Künstler sich auf dem Markt durchsetzt und Flechtheim verließ sich gern auf sein Gespür für die Moderne, die Avantgarde und die künstlerische Qualität. Was die Vermarktung der Künstler betrifft, galt Flechtheim als ein Kunsthändler neuen Typs, der die Welt der Kunstinteressierten und Sammler auf sehr individuelle Weise unterhielt und auf seine Künstler aufmerksam zu machen verstand. Grundsätzlich verpflichtete sich Flechtheim, den Vertragskünstler regelmäßig auszustellen (Gruppen- oder Einzelausstellungen, mit oder ohne Katalog), für Ausstellungsbeteiligungen zu sorgen und auch für entsprechende Werbung, zu der die Schaltung von Anzeigen ebenso gehörte wie Vorträge zur Kunst der Moderne.

Promotion

Flechtheims Künstler waren zumeist noch unbekannt und erkennbare Wertsteigerungen waren in der Regel erst dann zu erzielen, wenn es gelang, die Objekte des Künstlers in bedeutende Sammlungen – öffentlich oder privat – zu vermitteln, damit diese „Referenzen“ für weitere Geschäftsanbahnungen dienen konnten. Mit der Hilfe von Preiszugeständnissen, Schenkungen an Museen, Tauschgeschäften, Sendungen von Objekten „zur Ansicht“, der Zusammenarbeit mit Kunstvereinen, Museen sowie deren Fördervereinen verfolgte er seine Ziele. Zu diesen Zwecken leistete Flechtheim 150 Ausstellungen in 15 Jahren.

Flechtheim „erfand“ zur werblichen Unterstützung seiner Galeriearbeit die Galeriepublikationen Der Querschnitt (1921)  und Omnibus (ab 1931). Der Querschnitt war nicht nur ein aus den Kunstkatalogen entwickeltes Organ der Galerie, sondern auch ein wichtiges Verkaufswerkzeug, in dem neben unterhaltsamen Beiträgen zu Kunst und Kultur, Sport und Politik viele Abbildungen der Werke der Künstler zu sehen waren und Ausstellungsbesprechungen veröffentlicht wurden. Von 1922 bis 1931 war Hermann von Wedderkop (1875-1956) der Redakteur der Galeriepublikation. Wedderkop und Flechtheim waren sich bereits 1907 in Paris begegnet.

Auch Flechtheims Tätigkeit als Verleger von Mappenwerken mit Grafik darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Mit den hiermit wie auch mit dem Unterhalt einer großen Anzahl an Galerien verbundenen, hohen finanziellen Aufwendungen ging Flechtheim ein Risiko ein, das ihn in schwierigen Zeitumständen mehrmals an den Rand des Ruins trieb.

Ankäufe
Zudem förderte Flechtheim seine Künstler auch immer wieder durch Erwerbungen für seine Sammlung, die er Museen als Leihgaben zur Verfügung stellte. Aber waren diese Werke wirklich mit privaten Mitteln erworben und nicht dem Galeriebestand zuzuordnen? Fest steht, dass es im Bereich der als privater Sammlung des Kunsthändlers bezeichneten Werke von Anbeginn viel Bewegung gab. Denn natürlich veräußerte Flechtheim auch die sogenannte Eigenware aus seiner privaten Sammlung in seiner Galerie, was ihm steuerliche Vorteile verschaffte. Die private Sammlung war eine variable Größe und nicht ohne Grund bezeichnete Georg Grosz die Privatwohnung Flechtheims als eine „intimere Fortsetzung“ der Räume seiner Galerie. Auch machte sein geschicktes, taktisches Vorgehen die eindeutige Zuordnung der Kunstobjekte nicht immer leicht. So firmierte beispielsweise die Südseesammlung des Kunstsammlers Eduard von der Heydt in den 1920er Jahren verkaufsfördernd unter dem Label des bekannten Händlers Flechtheim, obwohl er nie Eigentümer derselben geworden war.

Tags