Kunsthändler der Avantgarde
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Deutsche Moderne

Alfred Flechtheims Düsseldorfer Galerie zeigte als erste monografische Ausstellung 1914 Werke des Bildhauers Ernst Barlach, es folgten Gruppenausstellungen mit Werken von Wilhelm Lehmbruck, August Gaul, Renée Sintenes und anderen. Ab Mitte der 20er Jahre zeigten die Galerien in Düsseldorf und Frankfurt verstärkt Künstlerinnen und Künstler des deutschen Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, des Bauhaus und des Blauen Reiters wie Paula Modersohn-Becker, Max Beckmann, Karl Hofer, Willi Baumeister, Max Ernst, Rudolf Grossmann, Rudolf Levy, Paul Klee, Maria Lani, George Grosz und Oskar Schlemmer. Nicht deutsche Künstler wie Wassily Kandinsky und Edvard Munch waren ebenfalls bei Flechtheim ausgestellt. Und auch die so genannten "Dômiers" gehörten zum Galerieprogramm: deutsche Maler, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit Vorliebe im Pariser Café du Dôme trafen und zu denen Hans Purmann und Margarethe und Oskar Moll, Walter Bondy, Albert Weisgerber, Martin Bloch, Herbert Fiedler, Carl Einstein u.a. gehörten. Beide Galerien stellten schwerpunktmäßig die Bildhauerin Marg Moll und die Bildhauer Georg Minne, Georg Kolbe und Ernst Barlach aus.

Flechtheim zeigte nicht nur die Moderne, er operierte auch organisatorisch sehr innovativ: Er hatte Verträge mit vielen seiner Künstler und garantierte ihnen damit ein Mindest-Einkommen, dafür war er anteilig an den Verkäufen der jährlichen Produktion beteiligt. Andere Künstler vertrat er ohne Mindesteinkommen und erhielt daher eine geringere Provision beim Verkauf von Werken. Wenn Flechtheim die Werke nicht von zeitgenössischen Künstlern erhielt, kamen sie als Leihgaben von Privatsammlern oder Institutionen in seine Ausstellungen. 1928 beispielsweise hatte die Kunsthalle Mannheim eine erste umfassende Ausstellung mit Werken von Max Beckmann veranstaltet und deren Direktor Gustav Friedrich Hartlaub vermittelte Flechtheim die Kontakte zu den wesentlichen Beckmann-Sammlern. Die drei großen Klee-Ausstellungen in den Jahren 1929 bis 1931 konnte Flechtheim ebenfalls dank vieler Leihgaben von Sammlern realisieren.

Außer Flechtheim zeigten auch Paul Cassirer, Herwarth Walden, J.B. Neumann, Hans Goltz, Heinrich und Justin Thannhauser, Günther Franke und Ferdinand Möller und einige andere bis zu dem Schicksalsjahr 1937 deutsche zeitgenössische Kunst und nicht selten kooperierten die Händler miteinander. Flechtheim bewegte sich hier in einem Umfeld von Gleichgesinnten, die mit Engagement und Begeisterung das deutsche Kunstschaffen dem der Kunst der französischen Avantgarde gleichzustellen und die Rolle des „Vermittlers für Schaffende und Empfangende“ (Kahnweiler) gegen alle ab 1933 immer mächtiger werdenden Widerstände zu erfüllen versuchten.

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