Emigration
Flechtheim war mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten und der sich daraus ergebende Unmöglichkeit, als Kunsthändler jüdischer Herkunft in Deutschland weiter tätig zu sein, zur Emigration gezwungen. Die ab September 1933 notwendige Mitgliedschaft in der Reichskammer der bildenden Künste wurde Flechtheim unter anderem aufgrund der von ihm vertretenen Kunstrichtungen nicht erteilt, was einem Berufsverbot gleichkam.
Flechtheims bereitete seine Emigration ab Frühjahr 1933 vor, indem er zunächst in der Schweiz Ausstellungen besuchte, die er mit Leihgaben beliefert hatte. Er wohnte in Basel bei dem Verleger und Kunsthändler Christoph Bernoulli (1897-1981), der ihm Verkaufsflächen zur Verfügung stellte und die Möglichkeiten einer Niederlassung in der Schweiz eruierte. Im Sommer traf er in Paris mit dem Sammler Harry Graf Kessler und seiner langjährigen Freundin Thea Sternheim zusammen. Seine Sondierungen für eine neue geschäftliche Basis verliefen hier ebenso erfolglos wie zuvor in der Schweiz. Flechtheims Ratlosigkeit spiegelt sich in einem Schreiben an seine Nichte Thea Löwenstein wieder: „Wie es mit mir wird, wissen die Götter. Ich muß hier fort. Ob in Florenz oder (sonst wo). Ob ich da verdienen kann. Ich weiß es nicht. Hier in Deutschland kann ich kein Geschäft mehr machen.“
Im Oktober 1933 stand sein Entschluss zur Emigration fest:
„Ich habe gestern Berlin und zwar für immer verlassen. Meine Galerien da und in Düsseldorf werden geschlossen. Kein Platz mehr für mich.[…] Hätte ich mich nicht mit Hofer, Kolbe, Renée [Sintenes], Klee, mit den Franzosen beschäftigt, kümmerte man sich nicht um mich, ja, man hat mir angedeutet, dass, wenn ich auf diese Künstler verzichte, ich ruhig weiter Kunsthändler sein dürfte!!! Dann lieber richtig arm im Ausland als Verräter.“