Kunsthändler der Avantgarde
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Edwin Paul Scharff

21.03.1887 Neu-Ulm - 18.05.1955 Hamburg
Alfred Flechtheim und Edwin Paul Scharff

Der deutsche Bildhauer und Grafiker studierte von 1904 bis 1906 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste Malerei. 1913 gehörte er zu den Mitbegründern der Münchener Neuen Sezession. Prägend für ihn wurden zum einen Reisen nach Paris in den Jahren 1907/08, durch Italien und Spanien. Angeregt von Michelangelo, El Greco und Hans von Marées schuf er großformatige Gemälde mit religiösen Themen. Prägend wurde zum anderen ein Aufenthalt in Paris 1912 und 1913, wo er sich mit dem Kubismus beschäftigte. Hier modellierte er seine ersten Großplastiken. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte er sich ganz auf die Bildhauerei und wurde dabei von Picasso und Braque, hauptsächlich aber durch die Arbeiten von Archipenko, Lipchitz, Duchamp-Villon und Lehmbruck beeinflusst. Trotz Verwendung kubistischer Formen spielten für ihn auch eine naturalistische Wiedergabe nach der Natur und die Orientierung an griechisch-antike Vorbilder eine große Rolle. So entwickelte Scharff in den 1920er und 1930er Jahren eine eigene, monumentale Ruhe und Zeitlosigkeit ausstrahlende Formensprache, die sich durch eine formale Geschlossenheit, klare Tektonik und eine Vereinfachung der Formen auszeichnet. Neben Aktdarstellungen und Bildnissen von dem Motiv Pferd und Reiter schuf er zahlreiche Porträtbüsten bekannter Persönlichkeiten wie Heinrich Mann, Annie Mewes und Max Liebermann.

1920 wurde Scharff als Professor nach Berlin berufen wo er 1927 zum stellvertretenden Präsidenten des deutschen Künstlerbundes ernannt wurde. Wegen seiner politischen Aktionen in der Münchner Räterepublik, der jüdischen Abstammung seiner Frau und angeblicher Vernachlässigung seiner Schüler an der Landeskunstschule wurde Scharff 1933 mit sofortiger Wirkung in Berlin beurlaubt und nach Düsseldorf zwangsversetzt. Durch einen Beitritt zur NSDAP glaubte er seine Familie schützen und seine bedrohte Existenz sichern zu können. Bis 1939 konnte Scharff dann auch in Düsseldorf weiterarbeiten, erhielt jedoch 1940 endgültig Berufsverbot. 48 seiner Arbeiten wurden beschlagnahmt oder vernichtet. Während des Krieges wurde die Familie mehrfach ausgebombt. Noch kurz vor Ende des Krieges verübte ein SS-Trupp einen Anschlag auf Scharffs Plastiken. Die Werke aus rund 10 Jahren - die wegen des Berufsverbotes nur als Gipsmodelle existieren - gingen fast vollständig verloren. In der Nachkriegszeit lehrte und arbeitete der Künstler bis zu seinem Tod im Jahre 1955 in Hamburg.

Nicht zuletzt aufgrund seiner kubistischen Formensprache wurde Edwin Scharff von Alfred Flechtheim unterstützt. Seit Anfang der 1920er Jahre vermittelte Flechtheim grafische und plastische Werke Scharffs. Von 1926 bis 1932 stellte er das Wirken des Künstlers mehrfach in der Galeriepublikation Der Querschnitt dar und präsentierte Werke in drei Gruppenausstellungen in Berlin und Düsseldorf.





Gruppenausstellungen in der Galerie Flechtheim

Juni–August 1927

Das Problem der Generation. Die um 1880 geborenen Meister von heute. Dritter Teil: Die anderen Deutschen
Berlin, Lützowufer 13

März–April 1930

Kleinplastik
Düsseldorf, Königsallee 34

Mai–Juni 1932

111 Porträts zeitgenössischer Künstler. Selbstbildnisse. Bildnisse von Malern, Dichtern, Schauspielern, Musikern, Boxern usw.
Berlin, Lützowufer 13

Werke

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