Französische Moderne
Flechtheim schrieb selbst, er verdankte es Daniel-Henry Kahnweiler, das geworden zu sein, was er heute sei: ein Vermittler französischer zeitgenössischer Kunst in Deutschland. Seine Galerien haben ab Mitte der 20er Jahre ganz wesentlich zur Verbreitung der Kunst der französischen Avantgarde beigetragen. Kooperationen mit wichtigen Kunsthändlern in Frankreich wie Daniel-Henry Kahnweiler, Paul Rosenberg, Christian Zervos, den Galerien Simon, Druet, Thannhauser und Georges Bernheim und Künstlernachfahren wie Pierre, Claude und Jean Renoir ermöglichten Flechtheim in Düsseldorf, Berlin und Frankfurt Werke von André Derain, George Braque, Juan Gris, Fernand Léger oder Pablo Picasso anbieten zu können.
Neben der französischen Avantgarde zeigte Flechtheim auch die französischen Impressionisten und 1929 eine beeindruckend große Ausstellung mit fast 500 Exponaten unter dem Titel Seit Cézanne in Paris. Dank der Leihgaben von wichtigen Sammlern wie Paul von Mendelssohn-Bartholdy, Curt Glaser, Robert von Hirsch, Bernhard Köhler, Max Meirowsky, Oskar Moll, Gottfried Reber, Max Silberberg, Alex Vömel und Hans Wendland präsentierte er Weihnachten 1929 Grafik u.a. von Paul Bonnard, George Braque, Paul Cezanne, Marc Chagall, Edgar Degas, Henry Edmond Cross, Vincent van Gogh, Marie Laurencin, Henry Toulouse-Lautrec, Aristide Maillol, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Pablo Picasso, Paul Signac, Odilon Redon, Felix Valloton und Eduard Vuillard. Die gezeigten Plastiken waren beispielsweise von Konstantin Brancusi, Edgar Degas, Henri Laurens, Aristide Maillol, Henri Matisse und Auguste Renoir. Außerdem zeigte Flechtheim bereits seit Mitte der 20er Jahre eine ganze Reihe monografischer Ausstellungen zum Werk von George Rouault, Henri Rousseau, de Vlaminck, Giorgio de Chirico, Jean Lurcat und anderen. Zu einem Zeitpunkt, als deutsche Museen noch um die Erwerbungen von Impressionisten und Postimpressionisten kämpfen mussten, fuhren die Galerien Flechtheim ein deutliches, die französische Avantgarde protegierendes Programm.
In den Vorsätzen der Kataloge werden wiederholt die Privatsammler genannt, die bereits Werke der ausgestellten Künstler besaßen. 1928 zeigte die Düsseldorfer Galerie die Ausstellung „Lebende Ausländische Kunst in rheinischem Privatbesitz“ und gab einen Einblick in die reiche private Sammlerkultur dieser Zeit, zu der Persönlichkeiten wie Margrit Cohen, Claus Gebhard, Friedhelm Haniel, Ilse Henkel, Eduard von der Heydt, Julius Lipmann, Erna Loewenstein, Max Siller und Alfred Wolff gehörten. Flechtheim nannte auch die Museen, die bereits Werke erworben hatten. Als Flechtheim 1926 Henri Rousseau zeigte, waren Gemälde von ihm nur im Louvre, der Modernen Galerie in Prag, der Barnes Foundation zu Philadelphia und der ehemaligen Sammlung Tschoukine in Moskau vertreten. Zum Zeitpunkt der 1927er Ausstellung zu Pablo Picasso in Berlin besaßen erst vier Museen Werke von Picasso (Hamburg, Elberfeld, Frankfurt, Halle). Als er 1929 Seit Cézanne in Paris zeigte, besaßen nur sehr vereinzelt Museen Werke von Künstlern wie Juan Gris (Barmen und Köln) und Marie Laurencin (Hamburg, Berlin und Ulm).