Marc Chagall

Die Bilderwelt des sogenannten Malerpoeten Marc Chagall ist von seiner russischen Herkunft geprägt. Seine Darstellungen reflektieren in mystisch-expressiver Weise seine Lebenswelt, seine Heimat und jüdische Religion, immer aber auch die Motivwelt des Zirkus und Theaters. Aus Russland kommend, erfuhr Chagall zentrale Anregungen im Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts. In seinem Malstil verbinden sich die avantgardistischen Einflüsse der Zeit zu einer eigenen, sehr singulären Ausdrucksform, die sich durch eine besondere Farbigkeit sowie einen Hang zum Mystischen auszeichnet. Diese wusste Chagall in seinen zahlreichen Gemälden auszudrücken, griff aber immer wieder auf das Medium der Grafik, der Tapisserie oder der Glasmalerei zurück. Die Werke Chagalls wurden 1937 in den Museen in Essen, Frankfurt, Berlin und Mannheim im Rahmen der Aktion Entartete Kunst beschlagnahmt und entfernt. Unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Verfolgung und des Krieges schuf der Künstler vermehrt biblische Themen. Chagall musste in den Süden Frankreichs flüchten und fasste 1941 den Entschluss zur Emigration in die Vereinigten Staaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Maler nach Frankreich an die Côte d'Azur zurück, wo er ein umfassendes Alterswerk schuf.

Alfred Flechtheim stellte Werke von Marc Chagall erstmals 1919 in seiner Galerie in Düsseldorf aus und präsentierte dessen Arbeiten im Rahmen von sechs weiteren Gruppenausstellungen. 1930 folgte eine Einzelausstellung mit einhundert Aquarellen, den von Ambroise Vollard in Auftrag gegebenen Illustrationen der Fabeln von Jean de La Fontaine. Chagall reiste zur Eröffnung nach Berlin. Die Ausstellung war eine Übernahme aus der Galerie Bernheim-Jeune in Paris und war davor in der Galerie Le Centaure in Brüssel zu sehen gewesen.