Kunsthändler der Avantgarde
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Paul Klee

18.12.1879 Münchenbuchsee bei Bern - 29.06.1940 Muralto, Locarno
Alfred Flechtheim und Paul Klee

Nach einem eher autodidaktisch vollzogenen Studium mit kurzer Ausbildung bei Heinrich Knirr und Franz von Stuck in München fand Paul Klee mit seinen naturalistisch feinsinnigen Zeichnungen erste Anerkennung im Umkreis der Künstlergruppen des Blauen Reiter und des Sturm in Berlin durch Herwarth Walden. Dieser wurde neben Paul Cassirer und Heinrich Thannhauser zunächst zu seinem wichtigsten Händler. Insbesondere seine 1914 während einer Tunesienreise entstandenen abstrakten Aquarelle brachten Klee während des Ersten Weltkrieges erste Verkaufserfolge und das Lob der deutschen Kunstkritik. Mit seiner Berufung 1919 an das Staatliche Bauhaus in Weimar wandelten sich die Formate, Maltechniken und Bildträger ebenso wie das Formenvokabular von Klees Kunststil. Amorphe und geometrische Elemente, Liniengefüge, eine verschlüsselte Bildsprache wurden charakteristisch. Klee verfasste begleitend kunsttheoretische Schriften.

Klees Plan einer endgültigen Umsiedelung nach Düsseldorf infolge der 1931 aufgenommenen Professur an der dortigen Akademie wurde durchkreuzt durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. 1933 erlebte Klee die Durchsuchung seines Dessauer Hauses mit Beschlagnahmung persönlicher Dokumente sowie die öffentliche Diffamierung als »galizischer« Jude, seine Beurlaubung und endgültige Entlassung aus seinem Lehrstuhl zum Jahresende. Er musste nach Bern emigrieren. 1937 wurden im Rahmen der Aktion »Entartete Kunst« 102 Werke von Klee aus deutschen Museen entfernt.

1919 bemühte sich Flechtheim erstmals um Geschäftskontakte zu Klee, der jedoch einen bis 1925 andauernden Generalvertretungsvertrag mit Hans Goltz in München abgeschlossen hatte. Goltz belieferte Flechtheim zunächst mit Werken auf Kommissionsbasis. Klee steuerte nach Gründung der Klee-Gesellschaft im Jahr 1925 seine Geschäfte selbst, wodurch verschiedene Galeristen, darunter Flechtheim, Werke auf Kommissionsbasis verkaufen konnten. Am Verkaufserlös eines Aquarells war Flechtheim mit 33 1/3 % und am Verkaufserlös eines Gemäldes mit 25 % beteiligt. Beim Verkauf eines Bildes an einen anderen Galeristen standen Flechtheim 10 % auf den Nettopreis zu. Klee legte den Nettopreis fest. Klee beschenkte Flechtheim zum 50. Geburtstag mit einem Aquarell und lieferte einen Beitrag in der Jubiläumsausgabe der Galeriepublikation Querschnitt. Flechtheim revanchierte sich mit Illustrationen und Reproduktionen von Klee im Querschnitt.

1933 forderte Klee seine Werke von den ihn vertretenden Galerien zurück, darunter auch von Flechtheim und verlagerte seinen Kunsthandel ins Ausland. Im Oktober 1933 schloss er im Beisein und mit Einwilligung Flechtheims mit Daniel-Henry Kahnweiler und der Galerie Simon einen Generalvertrag. Im November 1933 verzichtete Klee auf seine Forderungen gegenüber Flechtheim, um dessen Konkurs nicht zu begünstigen. Flechtheim konnte aber mit Klee für Januar 1934 eine Ausstellung in der Londoner Mayor Gallery vereinbaren, für die er sich Werke aus Deutschland nach London schicken ließ. An den Verkäufen waren neben Klee und Flechtheim auch die Mayor Gallery und die Galerie Simon in Paris beteiligt. Unter den in der Berliner Wohnung von Bertha Flechtheim nach deren Selbstmord 1941 zurückgebliebenen und beschlagnahmten Kunstwerken soll sich nach Zeitzeugenaussage auch ein Werk von Paul Klee befunden haben, dessen Identität und Verbleib unbekannt ist.

 
Einzelausstellungen in der Galerie Flechtheim

März bis Ostern 1928

Paul Klee
Galerie Alfred Flechtheim Berlin W 10, Lützowufer 13

Oktober bis November 1929

Paul Klee
Galerie Alfred Flechtheim Berlin W 10, Lützowufer 13

Februar bis März 1930

Paul Klee. Aquarelle, Zeichnungen und Graphik aus 25 Jahren
Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf Königsallee 34

Juni–Juli 1931

Paul Klee, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen. Veranstaltet in Verbindung mit der Galerie Alfred Flechtheim
Düsseldorf, Hindenburgwall 42

November–Dezember 1931

Paul Klee. Neue Bilder und Aquarelle
Berlin, Lützowufer 13



Gruppenausstellungen in der Galerie Flechtheim

Juli–August 1919

Auf dem Wege zur Kunst unserer Zeit. Vorkriegsbilder und Bildwerke
Düsseldorf, Königsallee 34

März–April 1920

In memoriam Lehmbruck † Paul Klee, Walter Tanck
Düsseldorf, Königsallee 34

Oktober 1921

Deutsche und französische Kunst aus dem XX. Jahrhundert.
Berlin, Lützowufer 13

Juni–August 1927

Das Problem der Generation. Die um 1880 geborenen Meister von heute. Dritter Teil: Die anderen Deutschen
Berlin, Lützowufer 13

September 1927

Nell Walden-Heimann und ihre Sammlungen
Berlin, Lützowufer 13

September–Oktober 1928

Lebende ausländische Kunst. Aus rheinischem Privatbesitz
Düsseldorf, Königsallee 34

Sommer 1929

Sommer 1929
Berlin W 10, Lützowufer 13 und Düsseldorf

Sommer 1930

Sommer 1930: Renoir und lebende Meister
Berlin, Düsseldorf, (Lützowufer, Königsallee)

November–Dezember 1930

Seit Liebermann in Deutschland. Aquarelle, Zeichnungen, Graphik
Düsseldorf, Königsallee 34

Februar–März 1933

Lebendige deutsche Kunst. Ausstellungsfolge in drei Abteilungen. Veranstaltet von Paul Cassirer und Alfred Flechtheim. Dritte Ausstellung beim Kunstsalon Paul Cassirer
Berlin, Viktoriastraße 35

April 1927

Landschaften aus Cagnes und Stilleben von Auguste Renoir / Paul Klee. Ölgemälde und Aquarelle
Düsseldorf, Königsallee 34

Dezember 1928

Paul Klee, Renée Sintenis
Brüssel, Galerie Le Centaure

Januar–Februar 1934

Paul Klee
London, The Mayor Gallery

Februar 1929

Paul Klee
Paris, Galerie Georges Bernheim

November bis Dezember 1924

Ohne Titel
Galerie Flechtheim Düsseldorf, Königsallee 34

Werke

Dokumente

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