Provenienzforschung
Provenienzforschung heißt Herkunftsforschung und ist eine klassische Disziplin der Kunstgeschichte. Es geht bei dieser Forschung um die Geschichte des Kulturgutes, die mit der Entstehung des Werkes einsetzt. Herauszufinden ist, wer ein Kunstwerk wie, bei oder von wem, wo, für wie viel und eventuell für wen beauftragt, erworben oder gehandelt hat. Im Idealfall ist die Motivation des Erwerbs oder des Verkaufs zu erfahren und in welchem Zusammenhang das Werk bei den einzelnen Eigentümer/innen/n und/oder Besitzer/innen/n zu sehen gewesen ist (Stichwort: Rezeption) – ob im privaten oder öffentlichen Bereich – und in welchen Sammlungszusammenhängen das Werk welche Rolle gespielt hat (Stichwort: Sammlungsgeschichte).
Schon 1911 beschrieb Adolph Donath in Die Psychologie des Kunstsammelns die Provenienz als eine Form von Autorität: "Denn vor der Provenienz beugen sich selbst die verwegensten Neuerer. Sie ist unerschütterliches Dokument, das durch Dokumente bezeugt wird. Wer heute das Glück hat, Bilder sein eigen zu nennen, die einst zur Beckfort-Kollektion, zur Marlborough-, Hope- oder Ashburton-Sammlung gehörten, Sammlungen also, die von Kennern hundertmal gesiebt und mikroskopiert sind, dem werden die temperamentvollsten Bilderstürzer kaum etwas anhaben können."
Für Flechtheim war das Pedigree, wie er die Provenienz nannte, stets wichtiger als Expertisen:
„Der Handel mit Bildern, für die man Expertisen nötig hat, erinnert mich an meinen Perser Sultaninen-Handel. Und Händler, die Expertisen nötig haben, verstehen von ihrer Ware genauso viel wie ich von jenem Corinthenersatz […] Wichtiger als Expertisen ist das Pedigree [Provenienz], denn eine anständige Firma wird, wenn sie sich mal irrt, ihren Irrtum korrigieren, d.h., wenn sie mal ein Bild verkauft, das später angezweifelt wird, es sofort und anstandslos zurücknehmen.“