Kunsthändler der Avantgarde
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Etiketten

Von Alfred Flechtheim und seinen Galerien sind unterschiedliche Aufkleber zur Inventarisierung seiner Bestände bekannt, die in Form von Etiketten bzw. Labels auf Bildrückseiten erhalten sind. Allerdings ist es der Provenienzforschung bislang weder gelungen, deren Systematik endgültig und verbindlich aufzuschlüsseln, noch die auf den Aufklebern vorhandenen Zahlenkombinationen.

Sicher festzuhalten ist, dass nach Eröffnung der Berliner Galerie im Oktober 1921 das hochkantige helle Etikett mit der Überschrift in Großbuchstaben „Galerien Flechtheim", darunter linksbündig „BERLIN W 10", darunter „Lützowufer 13", rechtsbündig „DÜSSELDORF", darunter „Königsallee 34" verwendet wurde. Unterhalb der Standortangaben durch einen durchgezogenen fetten Trennstrich abgesetzt sind hier sechs großzügige Freizeilen mit gepunkteter Unterlinie gedruckt, von denen die ersten drei von oben nach unten jeweils mit dem Großbuchstaben „B", „D" und „E" beginnen. In diese Zeilen wurden den Buchstaben bis zu fünfstellige Zahlenkombinationen zugeordnet, gelegentlich mehreren Buchstaben verschiedene Zahlenfolgen. Zudem tragen diese Klebezettel in der Regel im unteren Drittel handschriftlich vermerkt den Künstlernamen, gelegentlich weitere Annotationen, z.B. eine andersfarbige, einstellige eingekreiste Zahl, Werktitel und / oder Jahresangabe, häufig in Tinte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kürzel „B" für Berlin, „D" für Düsseldorf und „E" für Eigentum stehen. Eine gesonderte Kennzeichnung des eigenen Besitzes war aus vielerlei Gründen durchaus üblich.

Daneben existieren kleinere, querrechteckige helle Etiketten mit gedruckter Überschrift „Galerie Flechtheim", abgesetzt durch sehr fetten Trennstrich, darunter fast mittig gedruckt „Nr." mit handschriftlichem Zusatz einer z.B. vierstelligen Zahlenkombination, eventuell ergänzt um weitere [spätere?] handschriftliche Annotationen, z.B. in Gestalt einer oder mehrerer Buchstaben-Zahlenkombinationen. Hier liegt die Vermutung nahe, dass sich die Etiketten auf die Zeit des ausschließlichen Düsseldorfer Galeriestandortes, also 1921 und früher, beziehen; sofern ein Zusatz, beispielsweise „B. 2222“ [fiktiv], hinzugefügt wurde, könnte dieser auf die spätere Überführung des Werks an den Berliner Standort verweisen.

Ebenfalls benutzt wurden kleinere helle Etiketten mit den aufgedruckten Initialen Flechtheims, entworfen von Richard Schwarzkopf und seit der Eröffnung der Düsseldorfer Galerie 1913 in Gebrauch. Dieses Markenzeichen [Signet] wurde seitdem für die Kataloge, die ersten Jahrgänge des ‚Querschnitt’ und auch 1931/31 für den ‚Omnibus’ verwendet. Neben der Initiale kann sich auf dem Label ein gestempelter Buchstabe als Majuskel, z.B. ein fett gedrucktes schwarzes „F", befinden, rechts daneben ein handschriftlicher Zahlenzusatz, z.B. vierstellig. Ob das „F" für Frankfurt oder Flechtheim selber steht, muss offen bleiben.

Bekannt ist ebenfalls ein querrechteckiges Etikett aus hellrotem Papier, oben gedruckt über fettem Trennstrich in Großbuchstaben der Schriftzug „Galerie Flechtheim", darunter mittig z.B. gestempelt „No. 222“ [fiktiv] zuzüglich  handschriftlich eingetragener, dreistelliger Nummern. Hier könnten Bezeichnung und Zahlenhöhe auf einen älteren Verwendungszusammenhang aus der Zeit der ersten Düsseldorfer Galerie hinweisen.

Zahlreiche - wohl jüngere - Etiketten weisen das Kürzel „K" mit einer Zahlenkombination auf. Die Abkürzung könnte für Kommission, Kahnweiler (Galerie Simon), den Standort Köln oder Kauf stehen. Oftmals erläutert sich die Bedeutung des „K“ allerdings aus der Provenienz des Werks, d.h., es wird deutlich, dass es sich beispielsweise um Kommissionsware von Kahnweiler handelt und daher so bezeichnet ist. In diesen Fällen wird von Flechtheim die Kahnweiler Nummerierung übernommen.

Ob die jeweiligen Zahlenkombinationen aufzuschlüsseln sind oder ob es sich gar um einen Code handelt, bleibt derzeit spekulativ. Grundsätzlich wurden Zahlen verwandt, um die Kunstwerke aufsteigend zu protokollieren, es kann sich aber auch um verschlüsselte Zahlenkombinationen handeln, die Aufschluss über ein Jahr – (19)28 beispielsweise – oder eine Summe – 30(00) beispielsweise – geben.

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