Titel: Behelmter Mensch mit kariertem Umhang auf einem Hund reitend (in: "Sommer" - vier Lithographien zu Gedichten von Adolf von Hatzfeld, Blatt 4)
Datierung: 1920
Format: 40,10 cm x 30 cm
Gattung: Grafik
Erwerbungsjahr: 1921
Verbleib: Hamburger Kunsthalle
Technik: Kreidelithographie
Museumsdirektor bei Erwerb: Gustav Pauli
Alfred Flechtheim und Marie Laurencin
Marie Laurencin ist als Malerin und Grafikerin für ihre eigenständige Bildsprache bekannt. Ihre vielen Personendarstellungen besitzen einen unverkennbaren Körper- und Gesichtstypus: Schmale, hochgewachsene Gestalten geformt aus geschwungenen Linien, hochovale Gesichter mit tiefen mandelförmigen Augen und geometrischen Nasen. Dabei wird durch die Auflösung der Personen und Objekte in abstraktere Form- und Farbflächen eine gewisse Nähe zum Kubismus deutlich. Mit dessen Protagonisten, George Braque und Pablo Picasso, stand sie seit 1907 in enger freundschaftlicher Verbindung. Im selben Jahr schickte sie erste Arbeiten an den Salon des Indépendants und stellte 1912 in La Section d'Or der Galerie Barbazanges aus, beides Treffpunkte der Kubisten in Paris. Trotz der persönlichen Nähe zum Kreis wahrte Laurencin künstlerische Distanz und der französische Kunstkritiker Guillaume Apollinaire (1880-1918), mit dem sie von 1907 bis 1912 liiert war, propagiert die Unabhängigkeit ihres Stils in seiner 1913 erschienen Überblicksdarstellung Les peintres cubistes.
"Nous avons perdu la guerre, mais nous avons gagné Marie", wurde 1921 im Querschnitt anlässlich der erfolgreichen Ausstellung Marie Laurencins in der Galerie Alfred Flechtheim Berlin berichtet. Nachdem Flechtheim 1909 ein erstes Bild von ihr, La Toilette des jeunes filles (1911), kaufte, unterzeichnete sie 1913 einen Vertrag, der Flechtheim ihre Vertretung ermöglichte. In der späteren Berliner Wohnung Flechtheims war Laurencin mit zahlreichen Gemälden, wie Alcools (1913), präsent. Im Londoner Exil arrangierte er noch zwei Ausstellungen der Künstlerin. Im Dezember 1934 zeigte die Galerie Fred Mayor die Schau Flower Paintings mit 17 Gemälden und 1936 stellte die Galerie Geoffrey Agnews, ein Londoner Kunsthändlerkollege, Laurencin aus. Zeitgleich befürwortete die Künstlerin Flechtheims Einbürgerungsantrag in Frankreich, der jedoch abgelehnt wurde. Die in Deutschland durchaus intensive Rezeption Laurencins ebbte im Zuge der kulturpolitischen Umorientierung der Nationalsozialisten deutlich ab und ihr Werk ist bis heute eher wenig geläufig.
Wie Matisse und Maillol unterstützte Marie Laurencin 1936 Flechtheims Einbürgerungsantrag in Frankreich: "ML. Mon cher Alfred. Nulle mieux que moi ne connait vos efforts pour soutenir et faire de la propagande pour l'art français. Personellement [sic] vous m'avez rendu de réels services et votre amour de la peinture française et de la cuisine française et des vins français vous fait spirituellement des nôtres. Votre Marie Laurencin. 1 rue Savargnan de Brazza, Paris 7e"