Titel: Der Boxer (Max Schmeling)
Datierung: 1929
Format: 54 cm x 27 cm x 29 cm
Gattung: Skulptur
Erwerbungsjahr: 1929
Verbleib: Hamburger Kunsthalle
Technik: Bronze
Museumsdirektor bei Erwerb: Gustav Pauli
Alfred Flechtheim und Rudolf Belling
Der Bildhauer Rudolf Belling schuf Theaterdekorationen für den österreichischen Theaterregisseur Max Reinhardt und hatte ab 1925 internationale Ausstellungserfolge mit seinem plastischen Werk. Bellings Schaffen ist stark durch die Zusammenarbeit mit Architekten gekennzeichnet. 1918 ließ Wolfgang Gurlitt den Neubau seiner Villa von Walter Würzbach mit plastischen Werken und exzentrischen Dekorationen von Belling ausstatten. Zusammen mit Würzbach entstand 1920 das Scala Casino, ein ehemaliger Eispalast, der zu einem Tanzsaal und Weinrestaurant umgebaut wurde. Für die berühmte, von Arthur Korn im kubistischen Stil erbaute Goldstein-Villa im Grunewald schuf Belling einen mehrgeschossigen, futuristisch anmutenden Brunnen.
In Ruggero Vasaris (1898-1968) Heft Der Futurismus war im Sommer 1922 eine Belling-Skulptur auf dem Titel. Diese Skulptur 23, für die Belling einen Kopf in seine Bestandteile zerlegte, auf geometrische Grundformen reduzierte und dann wieder zusammenmontierte, gehört zu seinen bedeutenden Werken. Für das 1927 entstandene Porträt Alfred Flechtheims entfernte er Augen, Nase und Lippen von der Schädelform. 1931 wurde er an die preußische Akademie der Künste berufen und konnte im Museum of Modern Art in New York ausstellen.
Rudolf Belling hatte seine erste Einzelausstellung 1919 in der Galerie von Wolfgang Gurlitt in Berlin. 1924 fand unter Ludwig Justi eine weitere im Kronprinzenpalais statt. Aus dieser erwarb die Nationalgalerie Berlin die Skulptur Dreiklang. Die Galerien Flechtheim zeigten Werke von Belling in mehreren Gruppenausstellungen. Im Januar 1937 mußte Belling in die Türkei emigrieren. Sein Werk wurde von den Nationalsozialisten auf der Ausstellung Entartete Kunst diffamiert und zum Teil zerstört. In den Museen von Berlin und Essen wurden insgesamt vier seiner Skulpturen entfernt.
Beschreibung
Rudolf Belling zeigt den Boxer Max Schmeling (28.9.1905-2.2.2005) in einem Kniestück bei einer Vorwärtsbewegung in Angriffshaltung. Schmelings rechter Arm ist zum Schlag nach vorne gerichtet, seinen linken Arm hält er im rechten Winkel zum Oberkörper. Beide Hände sind ohne Handschuhe dargestellt, fest zu Fäusten geformt. Die Neigung des Körpers nach vorne verrät die Konzentration und Anspannung des Boxers. Die Oberfläche der Bronze mit ihrer unruhigen Struktur schafft Dynamik.
Literatur
Die dritte Dimension. Plastiken, Konstruktionen, Objekte. Bestandskatalog der Hamburger Kunsthalle, bearb. von Georg Syamken, Hamburg 1988, S. 100.
Gustav Pauli: Die Kunsthalle zu Hamburg 1930. Jahresbericht der Verwaltung, Hamburg 1931, S.17, 42.
Alfred Hentzen: Deutsche Bildhauer der Gegenwart, berlin 1934, S. 90, 93.
Paul Ortwin Rave: Kunstdiktatur im Dritten Reich, Hamburg 1949, S. 222-225.
Winfried Nerdinger: Rudolf Belling, Berlin 1981, S. 211ff., Abb. S. 147.
Alfred Flechtheim – Sammler. Kunsthändler. Verleger (1937. Europa vor dem 2. Weltkrieg), Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf 1987, S. 229, Nr. 14.
Quellen:
Historisches Archiv Hamburger Kunsthalle: PO Künstler / 241; Slg 3 Ankäufe von Plastiken, Gips ..., 1921-1931, 408, 409, 416, 417, 427.