Titel: Fußballspieler
Datierung: 1927
Format: 40 cm x 38 cm x 16 cm
Gattung: Skulptur
Erwerbungsjahr: 1927
Verbleib: Kunsthalle Bremen
Technik: Bronze braunpatiniert
Museumsdirektor bei Erwerb: Emil Waldmann
Alfred Flechtheim und Renate Alice, genannt Renée Sintenis
Die deutsche Bildhauerin und Grafikerin stammte von hugenottischen Flüchtlingen ab, die Saint-Denis hießen. Schon früh wusste Renée Sintenis, dass sie Künstlerin werden wollte. Mit 17 verließ sie das Gymnasium ohne Abschluss und ging an die Kunstgewerbeschule. Hier begann sie, Akte und Köpfe zu zeichnen, zuvor hatte sie vor allem Tiere gezeichnet. Die kleinformatigen Tierplastiken stellen ihr Hauptwerk dar, sie schuf jedoch auch zahlreiche Selbstbildnisse und Statuetten von Sportlern. Als sie auch die Kunstgewerbeschule ohne Abschluss verließ, wurde sie Modell für den Bildhauer Georg Kolbe. Sie lernte den Schriftkünstler und Maler Emil Rudolf Weiss, ihren späteren Ehemann, kennen. Dieser wurde wie auch Karl Hofer vom Winterthurer Unternehmer Theodor Reinhart finanziell unterstützt. 1910 schuf Sintenis auf Basis einer Radierung ihr erstes Selbstporträt in Terrakotta. 1913 begann die Künstlerin in der Berliner Sezession auszustellen.
In den 1920er Jahren feierte sie ihre größten Erfolge. Alfred Flechtheim war ihr Galerist und präsentierte von 1920 bis 1933 zahlreiche Gruppenausstellung mit Plastiken und Zeichnungen von ihr. 1931 wurde Sintenis als erste Bildhauerin Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten als »Halbjüdin« bezeichnet, wurde die Künstlerin 1934 aus der Akademie ausgeschlossen, konnte jedoch in der Reichskulturkammer verbleiben und weiterarbeiten. Durch die Aktion »Entartete Kunst« im Jahr 1937 wurden ihre Werke in den Museen von Berlin, Erfurt, Düsseldorf und Bremen beschlagnahmt.
In der Nachkriegszeit arbeitete Sintenis als Professorin an der Berliner Hochschule für Bildende Künste. Ihre großformatige Skulptur des Berliner Bären wurde 1957 in Berlin und 1960 in Düsseldorf und 1962 in München aufgestellt, als versilberte bzw. vergoldete Kleinplastik wird der Berliner Bär anlässlich der Berlinale verliehen.
Sintenis und Flechtheim lernten sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg kennen. Auch wenn Flechtheim nie eine Einzelausstellung für sie organisierte, war sie eine seiner Lieblingskünstlerinnen. Sie war unter den deutschen Malern und Bildhauern zusammen mit Hofer, Levy, Nauen, Purrmann, de Fiori und Haller immer wieder sehr prominent vertreten. Flechtheim kann als ihr "galeristischer Entdecker" bezeichnet werden. Eine ihrer großen Tierplastiken stand am Eingang der Berliner Galerie am Lützowufer und wies auf die große Bedeutung ihrer Kunst für Flechtheim hin. Museen und private Sammler kauften ihre Kunstwerke gleichermaßen.
Literatur
Das Problem der Generation. Die um 1880 geborenen Meister von heute. 1. Teil: Die Deutschen, Ausst.-Kat. Galerie Alfred Flechtheim, Berlin 1927, Nr. 147
Emil Waldmann: Die Kunst des Realismus und des Impressionismus im 19. Jahrhundert, Berlin 1927, S. 174, Abb. S. 607
Bruno E. Werner: Frühjahrsausstellung des Preussischen Akademie der Künste, in: Die Kunst, Bd. 55, 1927, S. 330-336, Abb. S. 335
Britta E. Buhlmann: Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1987, Nr. 50, Abb. S. 161
Alfred Flechtheim. Sammler. Kunsthändler. Verleger, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf u. a., 1987-1988, S. 133
Ursula Heiderich: Katalog der Skulpturen in der Kunsthalle Bremen, Bremen 1993, S. 444-445
Die Kunsthalle Bremen und Alfred Flechtheim. Erwerbungen 1914 bis 1979. Aust.-Kat. Kunsthalle Bremen, 2013-2014, Nr. 35