Oskar Schlemmer
Gegeneinander im Raum, 1928

Künstler: Oskar Schlemmer
04.09.1888 - 13.04.1943

Titel: Gegeneinander im Raum

Datierung: 1928

Format: 100,50 cm x 75 cm

Gattung: Malerei

Erwerbungsjahr: 1956

Verbleib: Landeshauptstadt Hannover

Technik: Öl auf Leinwand

Museumsdirektor bei Erwerb: Heinz Lauenroth

Alfred Flechtheim und Oskar Schlemmer

Nach einer frühen kunstgewerblichen Ausbildung nahm Oskar Schlemmer 1906 das Studium an der Stuttgarter Kunstakademie auf und wurde 1913 Meisterschüler bei Adolf Hoelzel. Nach dem Militärdienst gründete er 1919 mit Willi Baumeister und Otto Meyer-Amden die Uecht-Gruppe. Es entstanden Kontakte zu Herwarth Walden und dem Sturm in Berlin. 1920 an das Staatliche Bauhaus in Dessau berufen, lehrte Schlemmer bis 1929 als Leiter der Bühnenwerkstatt und war bis 1932 als Professor an der Akademie in Breslau tätig. 1933 unterrichtete Schlemmer an den Vereinigten Staatsschulen Berlin.

Nach Experimenten in mehreren Stilrichtungen richtete sich Schlemmers Hauptinteresse auf die Darstellung des »entindividualisierten« Menschen im Raum. Mit der modernen Architektur in harmonischem Einklang stehend, wurde die erschaffene Kunstfigurine Sinnbild für Modernität und übergeordnete Prinzipien. 1922 wurde sein Triadisches Ballett in Stuttgart uraufgeführt. Aufgrund der internationalen Wahrnehmung stand Schlemmer 1931 auf dem Höhepunkt seines Erfolges und nahm an der XVII. Biennale in Venedig teil. Doch 1932 zeichneten sich mit dem vorzeitigen Abbruch seiner Stuttgarter Einzelausstellung existentielle Veränderungen ab, die im Mai 1933 in der fristlosen Entlassung aus dem Lehrbetrieb mündeten. Seine Wandgestaltungen im öffentlichen Raum fielen in Weimar bereits 1930 und im Folkwang Museum Essen 1934 der Verfolgung moderner Kunst zum Opfer. »Tief erschüttert« wendete sich Schlemmer im April 1933 erfolglos an Joseph Goebbels »mit der dringenden Bitte, hier Einhalt zu gebieten« . Aus finanziellen Nöten übernahm er eine Anstellung in einem Stuttgarter Malerbetrieb und ab 1940 in einer Lackfabrik in Wuppertal. Infolge des gesteigerten Interesses an seiner Kunst in Amerika, erfolgte 1932 der Ankauf des Gemäldes Bauhaustreppe durch das Museum of Modern Art in New York und 1938 konnte er auf der dortigen Bauhaus-Ausstellung Werke zeigen.

Trotz reger Ausstellungstätigkeit sind bindende Verträge von Schlemmer mit Galeristen bislang nicht bekannt. In eigenen Listen verzeichnete der Künstler den Verbleib seiner Werke wie auch abgegebene Kommissionsware. Auch Alfred Flechtheim gegenüber blieb Schlemmer skeptisch. Für ihn war mit der Ausstellung eine finanzielle Beteiligung verbunden.

Provenienz

1928

Oskar Schlemmer, Dessau

1943

Tut Schlemmer, Baden-Baden
Oskar Schlemmer, Baden-Baden an Tut Schlemmer, Baden-Baden

1946

Galerie Franke, München
Tut Schlemmer Baden-Baden an Galerie Günter Franke, München

vor 1956

Galerie Etta und Otto Stangl, München
Galerie Günter Franke, München an Galerie Etta und Otto Stangl, München

1956

Sprengel Museum Hannover
Galerie Etta und Otto Stangl, München an das Kulturamt der Landeshauptstadt Hannover, Städtische Galerie

Künstler

Oskar Schlemmer
04.09.1888 - 13.04.1943

Beschreibung

Oskar Schlemmer äußerte sich über die Entstehung des Figurenbildes in charakteristisch axialer Komposition und Flächenbindender Farbschattierung in seinem Tagebuch von 1928. Fotografische Dokumente der Galerie Ferdinand Möller benennen das Gemälde mit seinem ehemaligen Titel Begegnung im Raum unter Angabe der von Hildebrandt vorgenommenen Verzeichnung. Sie entspricht der vom Künstler und seiner Ehefrau Tut selbst geführten Kartei, obschon die Maße abweichen. Schon zu Lebzeiten des Künstlers ausgestellt, wurde das Werk erst von Tut Schlemmer an Gunther Franke abgegeben, vermutlich verkauft. Die Städtische Galerie erwarb es gemäß des Inventars über die Münchner Galerie Otto Stangl.

Literatur

Ausstellung der Professoren, Staatliche Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, 1930, S. 15, Nr. 2

Vision und Formgesetz, Galerie Ferdinand Möller Berlin, 1930, Nr. 8

Oskar Schlemmer Gedächtnisausstellung, Günter Franke München 1947, Nr. 14

Oskar Schlemmer, Galerie Lutz und Meyer Stuttgart, 1948, Nr. 7

Hans Hildebrandt: Oskar Schlemmer (mit Werkverzeichnis), München 1952, Abb. S. 85

Oskar Schlemmer Gedächtnisausstellung, hrsg. von Kunstverein Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1949, Abb. Nr. 19, Kat.Nr. 6

Oskar Schlemmer, hrsg. von Galerie Ferdinand Möller, Köln 1952 , Abb. S. 19

Oskar Schlemmer. Gedächtnisausstellung zum 10-jährigen Todestag, hrsg. vom Württembergischen Kunstverein, Stuttgart 1953 , Abb. Nr. 19, Kat.Nr. 56

Oskar Schlemmer. Ausstellung zum Gedächtnis an seinen 10. Todestag, hrsg. von Haus der Kunst, München 1953 , Abb. 19, Kat.Nr. 47

Oskar Schlemmer Gedächtnisausstellung, hrsg. von Kestner-Gesellschaft Hannover, Hannover 1953 , Abb. Nr. 6, Kat.Nr. 20

Ferdinand Stuttmann: Meisterwerke der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover, Honnef/Rh. 1959, Abb. Nr. 92

Harald Seiler: Niedersächsische Landesgalerie Hannover, Köln 1969, Abb. S. 226, Farbabb. S. 171

Schreiner, Ludwig, Die Gemälde des Neunzehnten und Zwanzigsten Jahrhunderts in der Niedersächsischen Landesgalerie Hannover, hrsg. von Harald Seiler, Niedersächsische Landesgalerie Hannover, München 1973, Kat. Nr. 890

Malerei und Plastik des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Sprengel Museum Hannover, Hannover 1985 , Farbabb. S. 453, Kat.Nr. 481

Udo Liebelt, Typus Mensch im Raum, in: Lebenszeichen. Botschaft der Bilder, hrsg. von Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel, Hannover 1983 , S. 50, Farbabb. S. 51

Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel. Gemälde, Skulpturen, Aquarelle und Zeichnungen des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel, Hannover 1979 , Abb. S. 317, Kat.Nr. 722

Die abstrakten hannover - Internationale Avantgarde 1927-1935, hrsg. von Sprengel Museum Hannover, Hannover 1987 , Abb. S. 200, Kat.Nr. 209

Die Epoche der Moderne - Kunst im 20. Jahrhundert, hrsg. von Martin-Gropius-Bau, Berlin 1997 , Farbabb. Nr. 40, Kat.Nr. 40

Karin v. Maur: Oskar Schlemmer. Bd. 2: Oeuvrekatalog der Gemälde, Aquarelle, Pastelle und Plastiken (Werkverzeichnis), München 1979, S. 71, Kat.Nr. G 148

Oskar Schlemmer, hrsg. von Musée Cantini, Marseille 1999 , Farbabb. S. 213