Titel: Mandoline, Obstschale, Marmorfaust
Datierung: 1925
Format: 97,50 cm x 131 cm
Gattung: Malerei
Erwerbungsjahr: 1958
Verbleib: Museum Ludwig, Köln
Technik: Öl auf Leinwand
Museumsdirektor bei Erwerb: Otto H. Förster
Alfred Flechtheim und Pablo Picasso
Picassos Stellung in der modernen Kunst ist einzigartig. Mit seiner kreativen Unrast, in deren Folge er zahlreiche neue künstlerische Ausdrucksformen erfand, hat er seine Zeitgenossen und Nachfolger nachhaltig beeinflusst. Als er mit dem Werk Demoiselles d'Avignon 1906/07 das Schlüsselbild des Kubismus schuf, hatte er mit der sogenannten Blauen und Rosa Periode schon künstlerisch eigenständige Phasen durchlaufen. Seit 1904 lebte er in Paris, wo er den Kunsthändlern Wilhelm Uhde und Daniel-Henry Kahnweiler begegnete. Beide besichtigten die noch unfertigen Demoiselles im Atelier. Durch ihre Vermittlung kam wenig später Alfred Flechtheim in Kontakt mit dem Künstler und seinem Umfeld. Auch als Picasso seinen Stil in den folgenden Jahren veränderte, blieb Flechtheim seiner Vorliebe für den analytischen und synthetischen Kubismus treu und bot Werke von Picasso und dessen Zeitgenossen Georges Braque und Juan Gris an.
Als Picasso in den zwanziger Jahren Einflüsse des Surrealismus aufnahm und sich allmählich vom Kubismus entfernte, bevorzugte er Paul Rosenberg als Pariser Händler. Seine neueren Werke wurden nur vereinzelt von Flechtheim angeboten. Die Entstehung und Ausstellung des Gemäldes Guernica von 1937, neben den Demoiselles d'Avignon - ein Markstein der modernen Kunst - erlebte Flechtheim nicht mehr. In diesem Monumentalwerk gelang Picasso mit den Mitteln der Kunst eine bis dahin ungekannte, aufrüttelnde Stellungnahme zu den politischen Ereignissen der Zeit. Die folgenden Jahre, insbesondere der Krieg, beeinträchtigten sein künstlerisches Schaffen sichtbar. Nach dem Krieg setzte jedoch eine neue Phase unermüdlichen Schaffens mit zahlreichen neuen Formschöpfungen ein, die bis zu seinem Tod 1973 anhielt.
Beschreibung
Das Werk gehört in eine Reihe von Stilleben mit Gitarre, Obstschale und Notenblättern, die ab 1924 durch Motive aus der Antike bereichert werden. Schon 1894/94 taucht das Motiv der Marmorfaust bei Picasso auf und wird 1937 auch in „Guernica“ verwendet. Gedeutet wird das Bild als Allegorie der Künste oder auch als Vanitas-Stilleben mit den Attributen der Vita Contemplativa.
Literatur
Ausstellung Matisse, Braque, Picasso. 60 Werke aus deutschem Besitz. Galerie Alfred Flechtheim, Berlin 1930, S. 21, Kat-Nr. 54.
Die Sammlung Strecker, hrsg. vom Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1958, Kat-Nr. 2.
Evelyn Weiss: Katalog der Gemälde des 20. Jahrhunderts. Die älteren Generationen bis 1915 im Wallraf-Richartz-Museum – mit Teilen der Sammlung Ludwig – im Kunstgewerbemuseum, Köln 1974, S. 152-153, Abb. Nr. 238.
Kunst des 20. Jahrhunderts. Museum Ludwig Köln, hrsg. vom Museum Ludwig, Köln 1996, S. 564-581.
Hans-Jürgen Papies: Picasso in Berlin, in: Museumsjournal, H III., 1996, S. 28-32, hier S. 29f.
Picasso, Pablo:
Mandoline, compotier, bras de marbre, in: Kulturelles Erbe Köln