Titel: Pferd an der Tränke (Cheval à l´abreuvoir)
Datierung: 1866/68; 1919/1921 (Abguss)
Format: 16,50 cm
Gattung: Skulptur
Erwerbungsjahr: 1947
Verbleib: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln
Technik: Bronze
Museumsdirektor bei Erwerb: Leopold Reidemeister
Alfred Flechtheim und Edgar Degas
Der französische Maler und Bildhauer Edgar Degas stellte gemeinsam mit den zeitgenössischen lmpressionisten aus, unterschied sich jedoch von ihnen in seinem Werk durch eine feinere Liniensprache und eine genau strukturierte Bildkomposition. Sein Werdegang als Künstler nach dem Abbruch seines Studiums an der Ecole des Beaux-Arts war vor allem geprägt durch Reisen nach ltalien und in die USA sowie das intensive Studieren und Abzeichnen der Werke großer Meister in Museen vor Ort. Aus dieser Zeit ging auch die Bekanntschaft mit Eduard Manet hervor, jedoch stand Degas später auch in Kontakt mit Paul Cézanne, Pierre-Auguste Renoir und weiteren Zeitgenossen wie Émile Zola. Sein bevorzugtes Sujet wurde nach einer kurzen Periode im Stile der Historienmalerei das Porträt. Er widmete sich Themen wie dem Pariser Nachtleben, Ballett, Pferderennen und Frauen. Letztere porträtierte er bei der Körperpflege oder bei der Arbeit. Neben den Ölgemälden entstanden zahlreiche Pastelle, Zeichnungen und vor allem im Spätwerk Skulpturen, weil sie ihm mit seiner zunehmenden Erblindung leichter fielen. Werke von Degas wurden auf den jährlichen lmpressionisten-Ausstellungen und im Pariser Salon gezeigt.
Degas' Werke waren häufig auf Einzel- und Gruppenausstellungen der Galerien Flechtheims vertreten. Vornehmlich wurde Degas vom Kunsthändler Paul Durand-Ruel gefördert. lm Jahre 1926 fand in der Berliner Galerie Flechtheim eine Ausstellung mit den plastischen Werken statt. Diese Ausstellung wurde auch in der Galerie Thannhauser in München und in der Galerie Arnold in Dresden gezeigt.
Degas offener Antisemitismus, der letztendlich zur Vereinsamung des Künstlers im hohen Alter beitrug, schien später weder für das lnteresse von Flechtheim, noch für die spätere Beschlagnahmung verschiedener Degas-Werke durch die Nationalsozialisten eine Rolle gespielt zu haben.
Beschreibung
Degas hatte von jeher lebhaftes Interesse für Pferde und den Pferdesport gezeigt. Wenige Jahre vor 1870 begann er, Pferderennen zu besuchen und dabei Skizzen anzufertigen. Bereits zwischen 1866 und 1868 schuf er die recht glatt modellierte Kleinplastik „Pferd an der Tränke“ in rotem Wachs als Modell zum Gemälde „Mademoiselle Fiocre im Ballett“, das unter anderem ein trinkendes Pferd zeigt. Die Kleinplastik konnte Degas in die Hand nehmen und Form- und Schattenwirkungen studieren. Vom Original sind 24 Abgüsse in Bronze gegossen worden.
Literatur
Edgar Degas, (1834-1917). Pferdebronzen. Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf, Königsallee, Mai 1927, Nr. 5 (Kat.-Nr. 42).
Leonard von Matt und John Rewald: Degas. Das plastische Werk, Zürich 1957, Taf. 2, S. 145.
Hildegard Westhoff-Krummacher (Bearb.): Katalog der Bildwerke seit etwa 1800 im Wallraf-Richartz-Museum und im öffentlichen Besitz der Stadt Köln, Köln 1965, S. 25, Abb. S. 128.
Anne Pingeot: Degas. Sculptures, Paris 1991, Abb. S. 100f., S. 172 Nr. 42.
Jean Sutherland Boggs: Degas at the Races, Washington 1998, S. 33-35, 184, 260 Nr. 111.
Joseph S. Czestochowski und Anne Pingeot: Degas Sculptures. Catalogue raisonné of the bronzes, New York [u.a.] 2002, S. 76f., S. 147, Nr. 13.
Hubertus Gaßner (Hg.): Degas. Intimität und Pose, Ausstellung Hamburger Kunsthalle 2009, München 2009, Abb. S. 302f.
Degas, Edgar: Pferd an der Tränke,
in: Kulturelles Erbe Köln