Titel: Plat de fruits
Datierung: 1927
Format: 23,50 cm x 55 cm
Gattung: Malerei
Erwerbungsjahr: 1958
Verbleib: Museum Ludwig, Köln
Technik: Öl auf Leinwand
Museumsdirektor bei Erwerb: Otto H. Förster
Alfred Flechtheim und Georges Braque
Der französische Maler, Grafiker und Bildhauer setzte sich zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn mit der Wirkung von Farbe auseinander, was ihn mit seinen Vorbildern André Derain und Henri Matisse verband. 1907 malte er Landschafts- und Aktdarstellungen als Hauptwerke seiner fauvistischen Periode. Ein Jahr später entstanden in L'Estaque bei Marseille - beeinflusst von den dort entstandenen Landschaftsgemälden Paul Cézannes - die ersten kubistischen Werke, bei denen die dargestellten Objekte auf geometrische Grundformen reduziert werden und die Gestaltung des Raumes durch Volumen im Zentrum steht. Der Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler zeigte eine Serie dieser Landschaften und Stillleben 1908 in seiner Pariser Galerie. In den Jahren darauf bis 1928 konzentrierte sich Braque ganz auf Stillleben mit Musikinstrumenten, Vasen, Tischen und anderen Objekten des Alltags. In Auseinandersetzung mit Pablo Picasso wurden dabei ab 1912 Buchstaben als suggestive Zeichen in die Stillleben mit aufgenommen. Später experimentierte er mit Schablonenschrift, Materialimitationen und der Vermischung von Ölfarben und Sand und klebte Papier in seine Malerei.
Alfred Flechtheim schrieb über Braque am 7. Oktober 1921 an Daniel-Henry Kahnweiler: "Meine große Liebe ist Braque". Ihn, Picasso, und den Kubismus allgemein hielten beide Händler für den Beginn einer neuen Kunstepoche. Durch den Marchand-Amateur Wilhelm Uhde auf einer frühen Parisreise auf Braque aufmerksam geworden, wurde Flechtheim zu seinem wichtigsten Förderer in Deutschland. Dies ermöglichte ihm Kahnweiler, von dem er Werke erwerben konnte und der ihm für die Sonderbundausstellungen 1911 und 1912 Gemälde auslieh, um den Künstler so in Deutschland bekannt machen zu können. Kahnweiler, vertrat Braque ab 1912 für ein Jahrzehnt exklusiv und Flechtheim war als Einziger befugt, den Künstler in Deutschland bewerben und verkaufen zu können. 1923 organisierte Flechtheim trotz antifranzösischer Stimmung eine Braque-Ausstellung in Prag bzw. 1925 in Berlin und machte auf ihn durch seine Galeriepublikation Der Querschnitt und zahlreiche Gruppenausstellungen aufmerksam. Noch am 14. Juni 1936 nannte der Künstler Alfred Flechtheim "einen unermüdlichen Propagandisten der französischen Kunst" - dies in einem Schreiben, das dem zu diesem Zeitpunkt in London lebenden, emigrierten Kunsthändler bei der Erlangung der französischen Staatsbürgerschaft helfen sollte.
Literatur
Ausstellung Matisse, Braque, Picasso. 60 Werke aus deutschem Besitz. Galerie Alfred Flechtheim, Berlin 1930, S. 21; Kat-Nr. 26.
Georges Braque, hg. von Kunsthalle & Kunsthaus, Bern 1953, Kat-Nr. 78.
Georges Braque, hg. von Haus der Kunst, Basel 1963, Abb. 72, Kat-Nr. 78.
Catalogue de l´oeuvre de Georges Braque. Peintres 1924-1927, Zürich 1968, S. 103.
Evelyn Weiss: Katalog der Gemälde des 20. Jahrhunderts. Die älteren Generationen bis 1915 im Wallraf-Richartz-Museum – mit Teilen der Sammlung Ludwig – und im Kunstgewerbemuseum (Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums, VII), Köln 1974, S. 37, Abb. Nr. 51.
Handbuch Museum Ludwig, Köln 1979, S. 118-120., Abb. S. 119.
Gerhard Bott (Hg.): Stilleben – Natura Morta, Köln 1980, S. 143, Kat-Nr. 6.
Georges Braque en Europe, hrsg. von der Galerie des Beaux-Arts & Musée d´Art Moderne, Bordeaux 1982, S. 156, Abb.
Siegfried Gohr (Hg.): Museum Ludwig Köln. Gemälde, Skulpturen, Environments vom Expressionismus bis zur Gegenwart. Bestandskatalog, München 1986, S. 37, Abb.
Françoise Cohen (Hg.): Georges Braque, L´espace, Le Havre 1999, S. 65, Abb.
Braque, Georges: Plat de fruits,
in: Kulturelles Erbe Köln