Alfred Flechtheim und Hermann Haller
Der Schweizer Hermann Haller gehörte zu den bedeutendsten modernen Bildhauern im deutschsprachigen Raum. 1898 begann er ein Architekturstudium in Stuttgart, wechselte jedoch wenig später zur Malerei über. Bereits nach einem Jahr ging er gemeinsam mit seinem Berner Schulfreund Paul Klee nach München, wo er bei Heinrich Knirr und Franz von Stuck studierte. Nach seinem ersten Romaufenthalt 1901/02 wurde Haller Meisterschüler von Leopold Graf von Kalckreuth an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Während seines zweiten Romaufenthaltes (1903 bis 1909) widmete er sich zunehmend der Bildhauerei, die ab 1905 sein künstlerisches Schaffen ausschließlich bestimmte. Seine ersten figürlichen Gestaltungen waren gekennzeichnet durch den Einfluss etruskischer Plastik, die er in der Sammlung der Villa Giulia in Romintensiv studiert hatte. Hallers Interesse galt vor allem dem weiblichen Akt, der teilweise lebensgroß, meistens frontal ausgerichtet, in sich ruht. Seine Bildwerke führte er in grobkörniger Terrakotta und Bronze aus, die sich zudem durch eine raue Oberfläche auszeichnen. Zu seinem Oeuvre gehören Porträtköpfe vieler Künstler, Intellektueller und Persönlichkeiten aus der Kunstszene, unter anderem Terrakottaarbeiten von Alfred Flechtheim und seiner Frau Bertha.
Von 1909 bis 1914 lebte Haller in Paris, wo er im Künstlerkreis des Café du Dôme verkehrte, in den er über seinen Schwager, den Düsseldorfer Künstler Otto von Wätjen, eingeführt wurde und in dem auch Alfred Flechtheim verkehrte. In Deutschland war Haller Mitglied des Sonderbundes, stellte in Berlin ab 1910 regelmäßig mit der Berliner Sezession aus und war Mitbegründer der Freien Sezession. 1914 siedelte er nach Zürich über.
In Deutschland wurde Haller sowohl von dem Händler Paul Cassirer, der 1909 seine erste Einzelausstellung im Berliner Salon organisierte, als auch von Alfred Flechtheim gefördert. Bereits in seiner Düsseldorfer Eröffnungsausstellung 1913 zeigte Flechtheim Plastiken von Haller. Im Folgejahr war Haller in der Ausstellung des Dôme und einer Kollektivausstellung, ebenfalls in Düsseldorf, vertreten. In den 1920er Jahren waren seine Werke regelmäßig in Flechtheims Berliner Galerie ausgestellt und im Querschnitt abgebildet.