Titel: Zugbrücke über einem holländischen Kanal
Datierung: um 1908/um 1910
Format: 98 cm x 14 cm
Gattung: Zeichnung
Erwerbungsjahr: 1925
Verbleib: Hamburger Kunsthalle
Technik: Kreide in Schwarz
Museumsdirektor bei Erwerb: Gustav Pauli
Alfred Flechtheim und Max Liebermann
Max Liebermann wuchs in einer wohlhabenden Familie in Berlin auf und erhielt früh privaten Malunterricht. Nach seinem Studium an der Kunstschule in Weimar arbeitete er in Paris und Barbizon. 1878 kehrte Liebermann nach Deutschland zurück, er lebte in München, später in Berlin. Häufig reiste er nach Holland. Seine bäuerlichen Sujets in dunklen Tönen wurden zunächst verspottet. 1879 war sein Historienbild Jesus im Tempel der Auslöser heftiger Anfeindungen gegen ihn, der jüdischer Herkunft war. Es wurde später von Alfred Lichtwark, der ihm 1891 den ersten Porträtauftrag vermittelte, für die Hamburger Kunsthalle erworben. Erst mit den Gemälden Altmännerhaus in Amsterdam (1881) und Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus (1882), in denen er erstmals die für sein Werk charakteristischen »Sonnenflecken« einsetzte, fand der Künstler Anerkennung. Mit Strandszenen ab 1900 und Gartenmotiven ab 1909 entwickelte er eine leuchtende Farbpalette. Zusammen mit Lovis Corinth und Max Slevogt gilt Max Liebermann als prägend für den Deutschen Impressionismus.
Seine Karriere kennzeichnen einerseits Würdigungen, zum Beispiel seine Berufung zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste, andererseits antisemitische Schmähungen seiner Kunst. Zur Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 ist von Liebermann der Ausspruch überliefert, dass er gar nicht so viel essen könne, wie er kotzen müsse. Seine Befürchtungen sollten sich auf das Schlimmste bewahrheiten, denn seine Frau, die ihn überlebte, wurde verfolgt und seine Werke in zahlreichen deutschen Museen bei der Aktion »Entartete Kunst« 1937 beschlagnahmt.
Schon der ersten Ausstellung des Sonderbundes westdeutscher Kunstfreunde und Künstler 1909 lieh Alfred Flechtheim Grafiken von Max Liebermann, den er 1910 als Ehrenmitglied des Bundes gewinnen konnte. Flechtheim nahm immer wieder Werke des Malers in Gruppenausstellungen auf, so bereicherte er 1924 eine mit Stillleben betitelte Ausstellung mit Landschaftsdarstellungen Liebermanns. Er war jedoch nicht der Galerist des Malers - diese Stellung nahm Paul Cassirer mit seinem Kunstsalon Cassirer ein. 1934 unterstützte Alfred Flechtheim nach einer Ausstellung in den Leicester Galleries in London die Schenkung des letzten von Liebermann bekannten Selbstporträts an die Tate Gallery (Selbstporträt im Malkittel mit Hut, Pinsel und Palette).